Junger Afghane lernt Hauswirtschafter
Ich möchte meinen Haushalt selbst führen

Reza Jafari lernt Hauswirtschafter, hier mit Bildungsberaterin Siglinde BallisZoombild vorhanden

© Brigitte Bunk

Ein junger Afghane, der aus dem Iran nach Deutschland geflohen ist, lernt nun den Beruf des Hauswirtschafters. Nicht nur die gesunde Ernährung interessiert Reza Jafari, auch Vorratshaltung findet Reza Jafari wichtig. Doch übermäßig viel zu kaufen und daheim zu hamstern, davon hält der 20-Jährige überhaupt nichts.

"Wenn viele das machen, wird alles teurer, und Lebensmittel werden kaputt, wenn man sie nicht rechtzeitig verbraucht", meint er. Das könne bei Toilettenpapier zwar nicht passieren, doch brauche man viel Platz, um alles zu lagern. Mehl zum Beispiel könne zwar bis zu ein Jahr gelagert werden, braucht aber einen trockenen Platz, sonst wird es klumpig und kann auch schimmeln. Bei Obst und Gemüse sei es eh nicht möglich, große Vorratshaltung zu betreiben.

Regional und saisonal, die Schlagworte fallen ihm direkt ein, denn über gesunde Ernährung hat er in den vergangenen Jahren viel gelernt. Und wegwerfen sei das Schlimmste, das gehe gar nicht. Der junge Mann ist 20 Jahre alt, wohnt mit seinem älteren Bruder in Wertingen und erlernt im "Haus der Senioren" in Gundelfingen den Beruf des Hauswirtschafters.

Ein weiter Weg
Bis es soweit kam, hatte Reza Jafari allerdings viele Stationen zu bewältigen. Der Afghane, der im Iran geboren ist und dort mit seinen Eltern gelebt hat, kam im November 2015 nach Deutschland. Erst lernte er vier Monate lang Deutsch an der Kolping-Akademie in Dillingen. Dann besuchte er die Bonaventura-Realschule, wechselte in die Anton-Schneller-Mittelschule und danach in die Montessori-Schule. Auf seine Bewerbung an der FOS/BOS in Ulm hatte er eine Absage bekommen, weil zu wenige Anmeldungen gekommen waren. Mit seiner Betreuerin überlegte der junge Mann deshalb, wie es weitergehen könnte. Und da er sich für Ernährung und Versorgung interessiert, aber auch für die anderen Bereiche wie Gärtnern, Wäsche, Hygiene überhaupt, entschied er sich für die Hauswirtschaftsausbildung.

"Ich will meinen Haushalt selbstständig organisieren können, auch eine gute Ernährung ist mir sehr wichtig", sagt er. Zwei Jahre besuchte er die Berufsfachschule in Höchstädt und befindet sich nun im dritten, dem dualen Jahr. "Nebenbei Geld verdienen und Praxis bekommen, das ist den jungen Leuten wichtig", weiß Siglinde Ballis. Sie ist Bildungsberaterin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Nördlingen-Wertingen (AELF). Reza Jafari ist es vor allem wichtig, selbst Geld zu verdienen, damit er keines vom Staat braucht, wie er betont. "Ich will auf eigenen Beinen stehen."

Hauswirtschaft als Türöffner

Bevor er im Juli mit drei jungen Frauen zur Abschlussprüfung antritt, wird er am Wertinger Amt erst eine Vorbereitungsschulung durchlaufen und dabei die Küche dort kennenlernen. Besteht er, bekommt er Ende Juli sein Abschlusszeugnis als Hauswirtschafter, erläutert Ballis, womit er sich auf eine Facharbeiterstelle bewerben kann. Auf ihre Frage, ob er sich dann in einer Großküche, zum Beispiel in einem Krankenhaus, oder in einer Werkskantine bewerben möchte, sagt Reza Jafari mit einem hoffnungsvollen Lächeln: "Ich will weiter in Richtung Gesundheitsmanagement lernen, Ernährungsberater werden. Mein Traum wäre Betriebswirt für Ernährung und Versorgung." Siglinde Ballis freut sich über die ehrgeizigen Pläne des jungen Manns und sagt: "Die Hauswirtschaft bietet viele Möglichkeiten, wenn man bereit ist zu lernen."

Und was isst Reza Jafari privat am liebsten? "Reis mit Linsen", sagt er prompt, denn das hat seine Mutter oft gekocht. Dazu gibt er ein Glas braune Linsen für eine halbe Stunde in heißes Wasser, damit sie weich werden. Dann werden sie rund 20 Minuten im heißen Wasser gekocht. Den Reis kocht er mit drei bis vier Esslöffeln Öl und Salz. Linsen und Reis werden dann gemischt, um es anschließend acht bis zehn Minuten ruhen zu lassen. Eventuell mit Pfeffer würzen und mit Karotten, die in Julienne-Streifen geschnitten werden, verzieren, fertig! Wer will, kann auch Fleisch oder die vegetarische Alternative dazu machen, auch eine Tomatensoße findet er lecker, auch eine Pilzsoße könnte er sich vorstellen. Und mit einem Grinsen sagt er: "Wenn Sie wollen, dass der Reis lila wird, kochen Sie ihn in dem Wasser, in dem vorher die Linsen gekocht wurden."

Jugendliche mit Interesse an einer Ausbildung in der Hauswirtschaft können sich hier an das AELF Nördlingen-Wertingen wenden. Gerne werden auch Praktikumsbetriebe vermittelt.