Nachgefragt bei einer erfolgreichen Hauswirtschafterin
von Siglinde Ballis

Judith Reile aus Dillingen hat als Beste unter der Gruppe der Auszubildenden die Abschlussprüfung zur Hauswirtschafterin im Sommer 2022 in Nordschwaben abgelegt. Im Interview mit Siglinde Ballis, Beraterin für Bildungsfragen des AELF, berichtet sie über ihre 3-jährige Ausbildung und ihre beruflichen Zukunftspläne.

Warum haben Sie sich bei Ihrer Berufswahl für den Beruf der Hauswirtschafterin entschieden?
Den Grundstein dafür hat sicher meine Mutter gelegt, die selbst gelernte Hauswirtschafterin ist. Ich durfte sie als Kind öfters in die Arbeit begleiten. Das hat mein Interesse für die Hauswirtschaft geweckt. Außerdem kann man die Hauswirtschaft immer im Leben gebrauchen – für sich persönlich – für die eigene Lebensgestaltung. Auch wenn man später beruflich noch etwas ganz anderes machen würde. Ich hätte mir aber auch einen handwerklichen Beruf gut vorstellen können, z. B. Schreinerin.
In der Hauswirtschaft geht es sehr viel um praktische Tätigkeiten und um Kreativität. Das hat mich überzeugt, diesen Beruf zu erlernen.

Den Beruf Hauswirtschafter/in kann man in einer dualen Ausbildung erlernen oder auch schulisch (z. B. an einer Berufsfachschule). Sie haben sich für die duale Ausbildung entschieden. Warum?
Mir waren die praktischen Inhalte und Erfahrungen in einem Betrieb am Wichtigsten. Ich wollte unbedingt auch Einblick in Betriebe mit unterschiedlichen Strukturen, um dann besser entscheiden zu können, wo ich später arbeiten will. Deshalb war ich in jedem Ausbildungsjahr in einem anderen Ausbildungsbetrieb. Auch das Arbeiten in einem Team mit Kollegen und Kolleginnen fand ich sehr schön.
War es nicht sehr anstrengend, jedes Jahr den Ausbildungsbetrieb zu wechseln?
Jedes Jahr eine neue Eingewöhnungsphase war sicher nicht ganz einfach. Es dauert immer einige Wochen, bis man die wichtigsten Abläufe des jeweiligen Betriebes durchblickt und die Menschen kennen lernt, mit denen man zusammenarbeitet oder für die man sorgt. Am Anfang muss man viel fragen, das kann auch anstrengend sein.
Aber jeder neue Betrieb brachte seine besonderen Erfahrungen.
Im Seniorenheim als Großhaushalt sind die betrieblichen Abläufe nicht vergleichbar mit den Abläufen eines landwirtschaftlichen Haushalts mit angeschlossenem Hofcafé. Hier gibt es unterschiedliche Schwerpunkte, andere gesetzliche Vorgaben, andere Arbeitsweisen. Das machte meine Ausbildung aber auch sehr spannend. Ich lernte, wie man sehr flexibel mit den unterschiedlichen Situationen umgehen kann und muss.
Welche Inhalte haben Ihnen in der Ausbildung zur Hauswirtschafterin am besten gefallen?
Ich habe die Hauswirtschafterin als Beruf der Landwirtschaft gelernt. Die Kombination von hauswirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Inhalten wie Direktvermarktung oder Hofcafé haben mich besonders interessiert. Dass Speisenzubereitung, Vorratshaltung, Haus- und Textilreinigung und Gestaltung zur Hauswirtschaft gehören, war für mich selbstverständlich.
Erstaunt hat mich, dass in meiner Ausbildung die Betreuung von Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen und Situationen so tief vermittelt wurde. Aber bei der Betreuung meiner Senioren im Seniorenheim oder beim Umgang mit Kunden im Hofladen oder den Gästen im Hofcafé konnte ich diese Inhalte gut gebrauchen.
Hauswirtschaft ist ein moderner Beruf, bei dem Nachhaltigkeit, Schonung der Ressourcen und Medienkompetenz eine ganz wichtige Rolle spielen.

Sie haben als beste Auszubildende in Nordschwaben Ihre Abschlussprüfung bestanden! Welche Tipps können Sie anderen Azubis für eine erfolgreiche Prüfung geben?
Für die praktische Prüfung braucht es einfach auch ein Quäntchen Glück mit der Aufgabe. Ich musste z. B. ein Kuchenbüffet für eine Geburtstagsfeier vorbereiten. Durch meine Ausbildung auf dem Betrieb Landes mit Hofcafé war ich dafür bestens gewappnet.
Die Lerninhalte der Theoriefächer habe ich während der gesamten Ausbildung gut gelernt. Dann musste ich die einzelnen Ordner vor der Prüfung nur durchlesen, um das Gelernte wieder aufzufrischen. Das hat super funktioniert. Und: Der Berg ist dann am Ende nicht so hoch!
Und ansonsten: üben – üben – üben - und auch mal am Wochenende zuhause etwas für die Familie nachmachen!!
Außerdem haben mich mein Freund und meine Familie bestens bei den Vorbereitungen zur Prüfung unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar.
Welche Pläne haben Sie für Ihre Zukunft?
Ab September besuche ich die Fachakademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement in Triesdorf. In 6 Semestern bilde ich mich dort zur „Betriebswirtin für Ernährungs- und Versorgungsmanagement“ weiter. In einem der dortigen Praxissemester möchte ich auch unbedingt ein Auslandspraktikum absolvieren. Da ist mein Bruder mein großes Vorbild. Er war als gelernter Landwirt über die Schorlemer Stiftung in Australien. Diese Erfahrungen bleiben ein Leben lang!
Beruflich will ich auf alle Fälle der Hauswirtschaft treu bleiben. (Lachend:) Langfristig träume ich davon, mich selbstständig zu machen und ein eigenes Café zu eröffnen.
Wir wünschen Judith Reile viel Freude im Beruf und eine glückliche Zukunft. Herzlichen Dank für das Interview.