Abschlussfeier der Staatlichen Landwirtschaftsschule Wertingen
Neunzehn junge Wirtschafter für Landbau

Neunzehn Absolventen der LandwirtschaftsschuleZoombild vorhanden

© Patrizia Schallert

Nach einer dreisemestrigen theoretischen und praktischen Ausbildung dürfen sich jetzt neunzehn Studierende aus den Landkreisen Dillingen, Donau-Ries, Augsburg, Aichach-Friedberg und Bad Tölz-Wolfratshausen 'Staatlich geprüfte Wirtschafter für Landbau' nennen. Auf der Abschlussfeier der Staatlichen Landwirtschaftsschule in Wertingen nahmen sie ihre Zeugnisse und Auszeichnungen entgegen.

Die Schulleiterin und Bereichsleiterin Landwirtschaft am AELF Nördlingen-Wertingen, Brigitte Steinle, begrüßte die erfolgreichen Absolvierenden, die Studierenden des ersten Semesters und zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Bildung. Behördenleiter Dr. Reinhard Bader wies in seiner Eröffnungsrede auf die zentrale Bedeutung der Landwirtschaftsschule in Wertingen hin, zumal die Absolventen neben dem Kreis Dillingen aus weiteren vier umliegenden Landkreisen stammen. Bader war es ein Anliegen, nicht nur den Absolventen für ihre hervorragenden Leistungen zu gratulieren, sondern auch deren Eltern: "Keine Investition ist so wertvoll wie die Ausbildung der Kinder."

Lebenslanger Lernprozess
Aufgrund der immer schneller fortschreitenden Entwicklung und Modernisierung der Landwirtschaft müssten die Bäuerinnen und Bauern heute Profis sein. Gleich ob auf dem Feld oder im Stall dürften sie das Klima, die Umwelt, das Tierwohl und die Bürokratie nie aus dem Blick verlieren. Das notwendige Rüstzeug und die Fähigkeiten, den elterlichen Betrieb erfolgreich weiterzuführen, hätten die jungen Menschen während ihrer Ausbildung in Wertingen erhalten. Nachdem das Lernen ein lebenslanger Prozess ist, legte Bader den ehemaligen Studierenden eine Mitgliedschaft im vlf ans Herz. An die Eltern appellierte er, die zukünftigen Meister im Interesse des bäuerlichen Nachwuchses und der Weiterentwicklung des eigenen landwirtschaftlichen Betriebs in die täglichen Aufgaben einzubinden: "Das Alter sieht die Risiken im Fortschritt, die Jugend die Chancen."

Ein fundamental wichtiger Beruf

Auch Vizelandrat Erhard Friegel und Wertingens Vizebürgermeisterin Christiane Grandé würdigten den Erfolg der Absolventen. "Der Beruf des Landwirts ist fundamental für die Region und sorgt besonders in Krisenzeiten für die Nahrungsmittelsicherheit der Bevölkerung", betonte Friegel. Die Studierenden könnten stolz auf ihren erfolgreichen Abschluss sein, und nicht weniger darauf, dass sie sich in einer Zeit, in der viele Berufskollegen verunsichert sind, für diese Ausbildung entschieden haben, sagte Grandé.
Rudern gegen den Strom
"Wir können unserer Jugend nur Respekt und Anerkennung zollen", schloss sich der Landtagsabgeordnete Georg Winter auch im Namen seines Kollegen Johann Häusler seinen Vorrednern an. Beide würden in der bayerischen Landespolitik alles daran setzen, dass es mit der heimischen Landwirtschaft gut weitergehe. Außerdem gelte es den Standort der Landwirtschaftsschule in Wertingen zu sichern. "Lernen ist wie Rudern gegen den Strom", sagte Manfred Hitzler, Vorsitzender des VlF Lauingen-Wertingen. "Wer aufhört zu lernen, treibt zurück." Deshalb sei er davon überzeugt, dass die meisten Absolventen den Meistertitel anstreben. Abschließend verwies Hitzler auf die Angebote des VLF und VLM mit der Bitte, sich in diesen Verbänden zu engagieren und sie zu unterstützen.
Zwischenmenschliche Erfahrungen gesammelt
In einem bilder- und humorreichen Rückblick auf ihre Schulzeit in Wertingen über-brachten die Semestersprecher Maria Pflugmacher und Christoph Klink den Zuhörern eine wichtige Botschaft: Lernen bedeutet nicht nur Büffeln, Prüfungsstress, Aufopferung und Qual. Gemeinsam lernen heiße auch Spaß zu haben, zwischenmenschliche Erfahrungen zu sammeln, Kreativität und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln.

Wirtschafterarbeit vorgestellt

Bei der Vorstellung seiner Wirtschafterarbeit erläuterte Leonhard Wengert, wie sich der elterliche Betrieb in Bocksberg durch eine Neuausrichtung in eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft führen ließe. Mit seinem Vater – die Mutter ist berufstätig - bewirtschaftet Wengert 70 ha Nutzfläche, im Stall stehen 65 Milchkühe samt Nachzucht. Ein weiteres Standbein sind landwirtschaftliche Lohndienstleistungen in der Silageverdichtung. Aufgrund der beengten Lage im Dorf wird in der Wirtschafterarbeit zumindest eine Teilaussiedelung des Jungviehs angedacht. Gegen die Planung eines neuen Milchviehstalls sprechen die hohen Investitionskosten und die begrenzte Arbeitskapazität. Mit der eigenen Stromerzeugung durch eine Biogas- und Photovoltaikanlage soll ein zusätzlicher Betriebszweig entstehen. Mit Blick auf das Tierwohl und die geplante 100 kW-Biogasanlage stellt Wengert den Bau eines Tretmiststalls in den Raum: "Die organischen Erzeugnisse unseres Viehbestands würden ausreichen, um alle gesetzlichen Vorgaben für die Biogasanlage einzuhalten."
Arbeitsintensiv und aufwendig
Für die geplante Aussiedelung der Ziellösung mussten viele Behördengänge und Firmengespräche geführt werden, war sich Wengert bewusst. Seine Gesamtkostenschätzung des Stalls beläuft sich auf rund 1,58 Mio Euro. Für die Biogasanlage kämen weitere 800.000 € dazu. "Das sind alles Nettobeträge, das heißt es würde noch weitere Kosten geben." Die Zielplanung sei sehr arbeitsintensiv und zeitaufwendig gewesen. Dennoch habe er viele neue Erkenntnisse zur Betriebsentwicklung gewonnen. "Trotz der hohen Investitionskosten und der Teilaussiedelung sprechen die betriebswirtschaftlichen Zahlen für sich. In der Gesamtschau ist die Zielplanung für mich und meine Familie eine Alternative zum Ist-Zustand."

Auszeichnung für die Besten

Nachdem die Studierenden des ersten Semesters ihre Zeugnisse in Empfang genommen hatten, war es auch für die Absolventen des dritten Semesters endlich soweit. Das beste Ergebnis mit der Note 1,50 erreichte der Semester- und Schulsprecher Christoph Klink (Schmähingen/Lks. Donau-Ries), dicht gefolgt von Josef Gamperl (Oberbachern) mit der Note 1,56 und Maria Pflugmacher (Obergriesbach) mit der Note 1,62 (beide Lks. Aichach-Friedberg).
Die weiteren 16 Absolventen waren aus dem Lks. Augsburg Martin Lukas Brem (Hirblingen), aus dem Lks. Aichach-Friedberg Adrian Hermann Mahl (Aulzhausen), Elias Schmelcher (Ottomühle), Lukas Sturm (Edenried) und Andreas Treffler (Steindorf), aus dem Lks. Bad Tölz-Wolfratshausen Daniel Völk (Egling), aus dem Lks. Dillingen: Benedikt Gruber (Donaualtheim), Florian Paulus (Bissingen), Benedikt Rieblinger (Gremheim), Kai Schrell (Blindheim), Leonhard Wengert (Bocksberg), Bernhard Wiedemann (Holzheim) und Tobias Wörner (Zöschingen) sowie aus dem Lks. Donau-Ries Tobias Bauer (Niederschönenfeld), Johannes Binger (Mertingen) und Fabian Oßwald (Oberpeiching).
Auszeichnung der Prüfungsbesten

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Stipendium für Florian Paulus

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Geschenke für die Lehrkräfte

© Patrizia Schallert

Stipendium vom Bauernverband

Mit dem Abschluss der Landwirtschaftsschule seien die Absolventen nicht nur gut für eine anstehende Meisterausbildung, sondern auch für die erfolgreiche Übernahme des elterlichen Betriebs gerüstet, bekräftigte der Dillinger Kreisobmann Klaus Beyrer. Mit Blick auf die sich stetig ändernden Rahmenbedingungen stehe die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen. Beyrer beklagte, dass sich die politischen Entscheidungsträger oftmals nicht mehr vom gesunden Sachverstand leiten ließen.
Umso wichtiger sei eine berufsständische Vertretung wie der Bayerische Bauernverband, der sich für die Belange der Landwirtschaft einsetze. Der Grundkurs in Herrsching sei eine gute Grundlage für die Persönlichkeitsbildung und eine Gelegenheit, in die Verbandspolitik hineinzuschnuppern. Der Kreisobmann freute sich, dass er dem Absolventen Florian Paulus aus Bissingen ein Stipendium für den Grundkurs überreichen durfte.