Schwäbischer Bullenmästertag in Wertingen-Gottmannshofen
Gute Preise, aber Nachfrage rückläufig

Landwirte auf dem BullenmästertagZoombild vorhanden

© Dr. Michael Ammich/AELF

Einen Erzeugerpreis von sechs Euro wie im Jahr 2022 konnten die schwäbischen Bullenmäster seither nicht mehr erreichen, aber auch mit einem Kilogrammpreis von derzeit rund fünf Euro können sie noch zufriedenstellend wirtschaften.

"Wir verdienen also Geld, vorausgesetzt die Leistung der Bullen, die Berechnung der Futterration und das Ergebnis der Futteruntersuchung stimmen", betonte Ringberater Matthias Leinfelder auf dem Schwäbischen Bullenmästertag des Rindermastrings Schwaben und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Nördlingen-Wertingen.

Im vergangenen Jahr waren dem Rindermastring Schwaben 192 Betriebe mit insgesamt 19.341 Bullen angeschlossen, erklärte Leinfelder in Gottmannshofen. Das sind drei Betriebe und 526 Bullen weniger als 2022. Im Durchschnitt standen auf jedem Mastbetrieb rund 100 Bullen. Größere Sorgen als der Preis bereitet den Mästern aktuell die seit Jahren rückläufige Fleischnachfrage. So ging der Pro-Kopf-Verbrauch von Rindfleisch erneut um 7,6 % zurück. In Bayern und Schwaben werden nach wie vor die meisten Bullen in Milchviehbetrieben mit angeschlossener Mast gehalten, lediglich 622 bayerische Betriebe sind reine Bullenmastbetriebe.

Festkostendeckung erreicht
Mit 750 € pro Tier ging der Deckungsbeitrag in der Kälbermast um 39 € zurück – und das bei einem um 203 € höheren Gesamtaufwand. Zwischen den 25 % besten Betrieben und den unteren 25 % weist der Deckungsbeitrag ein Gefälle von 264 € auf. In der Fressermast bewegte sich der Deckungsbeitrag bei 578 € und wies damit ein Minus von 85 € gegenüber dem Vorjahr auf. In der Fressererzeugung wurden im Ring insgesamt 3121 Tiere abgeschlossen, der Deckungsbeitrag pro Tier belief sich hier auf 199 €. "In allen Mastbereichen wurde eine Festkostendeckung erreicht", stellte Leinfelder fest. "Damit können wir wirtschaftlich arbeiten."
Mehrere Personen stehen nebeneinanderZoombild vorhanden

© Dr. Michael Ammich/AELF

Ehrung der besten Mäster
Als Ringvorsitzender übernahm August Drexler die Ehrung der - an der täglichen Gewichtszunahme ihrer Tiere gemessen - besten Bullenmäster Schwabens. Mit Urkunden ausgezeichnet wurden Michael Asam und Matthias Greppmeir (beide Malzhausen), Armin Frank (Holzheim), die Heinrich GbR (Alsmoos), Josef Mayr (Roggden), die Schreitmüller-Letten GbR (Auhausen), Markus Sedlmeyr (Hörmannsberg), Thomas Wiedemann (Harburg), Josef Wollmann-Seiler (Stettenhofen), die Müller GbR (Kissing) und Hermann Mayr (Taiting).
2 Männer stehen nebeneinander und halten einen GeschenkkorbZoombild vorhanden

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Fachberater Klaus Zimmerer im Ruhestand
Schließlich verabschiedete sich der Vorsitzende von Klaus Zimmerer, der seit 1993 als Fachberater am AELF Nördlingen-Wertingen ein wichtiger Ansprechpartner für die Rindermäster war und kürzlich seinen Ruhestand angetreten hat. Drexel hob besonders die starke regionale und überregionale Vernetzung Zimmerers hervor, von der die schwäbischen Bullenmäster immer wieder profitiert hätten.
Burkhard Hock spricht in MikrofonZoombild vorhanden

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Tendenz zu Haltungsformstufe 3
Den Rindfleischmarkt beleuchtete Burkhard Hock, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Franken-Schwaben. Er bezifferte den deutschen Pro-Kopf-Verbrauch von Rindfleisch auf 8,4 kg, das sind erneut 0,3 kg weniger als 2022. Anfang der 90er Jahre hatte der Pro-Kopf-Verbrauch noch bei 18 kg gelegen. Parallel zur gesunkenen Nach-frage ging vor allem in Süddeutschland auch die Rindfleischproduktion zurück. Den-noch bewegt sich der Selbstversorgungsgrad bundesweit immer noch bei 95 % und EU-weit sogar bei 107 %. Hock zufolge geht die Tendenz im Lebensmitteleinzelhandel beim Rindfleisch zunehmend in Richtung der Haltungsformstufe 3, also der Haltung im Außenklimastall. Diese sei allerdings bei der Bullenmast im Süden Deutschlands weniger verbreitet als im Norden.
Rindfleischmarkt funktioniert
"In den neunziger Jahren war die Bullenmast bereits totgesagt worden", erinnerte sich der Leiter des AELF Nördlingen-Wertingen, Dr. Reinhard Bader. "Doch der Markt funktioniert bis heute." Zwar lägen Vegan, Vegetarisch und synthetisches Fleisch im Trend, aber wohin die Reise letztlich geht, wisse heute niemand. Das hohe produktionstechnische Niveau in den Rindermastbetrieben führte Bader auch auf die gute Arbeit der Ringassistenten, Fütterungsberater und Vermarktungsorganisationen zurück. Von der Rinderhaltung seien in Bayern viele vor- und nachgelagerte Arbeitsplätze abhängig. Schon deshalb solle die Gesellschaft die Rinderhalter entsprechend wertschätzen.
Jan Harms spricht in MikrofonZoombild vorhanden

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Elastische Liegeflächen für Kälber
Dr. Jan Harms vom Institut für Landtechnik und Tierhaltung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) machte die Bullenmäster auf die neuen rechtlichen Vorschriften für die Liegeplätze von Kälbern aufmerksam. Der Liegebereich müsse laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung trocken, weich und elastisch verformbar sein. Je nach Gewicht der Kälber muss die Liegefläche in Gruppenbuchten mindestens 1,5 bis 1,8 m² pro Tier umfassen. Diese Vorgabe gelte jedoch nicht für Liegeboxenställe mit jeweils einer Box pro Kalb. Die Liegefläche von bis zu zwei Wochen alten Kälbern ist mit Stroh oder ähnlichem Material einzustreuen. Älteren Kälbern müssen eine aus-reichende Einstreu oder eine elastische Gummiauflage zur Verfügung stehen.
Merkblatt der LfL zu Gummimatten
Für Gummimatten, die vor November 2023 eingebaut oder vertraglich bestellt wurden, ist eine Umrüstung auf den neu vorgeschriebenen Standard nicht erforderlich, da in diesem Fall der Bestandsschutz greift. Harms verwies hier auch auf besondere Härtefallregelungen. Auf jeden Fall aber dürfen die Spalten zwischen den Bodenbalken mit elastischer Auflage nicht breiter als drei Zentimeter sein. Außerdem darf kein Kalb im Liegebereich Kontakt mit der Unterkonstruktion haben.

Eigenschaften der Gummimatten (Merkblatt) - LfL Externer Link

Futtervorrat planen
Mit Maßnahmen gegen die Futterknappheit befasste sich Dr. Hubert Schuster vom LfL-Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft. Die Ursachen für Futterknappheit können vielfältig sein: heiße und trockene Sommer, Unwetterschäden, hohe Futterverluste oder Mängel in der Fruchtfolge, der Futterplanung und der Produktionstechnik. Schuster empfahl den Bullenmästern bei der Planung des Futtervorrats eine Reserve von 25 % einzuberechnen. Ein gutes Controlling der eigenen Futterwirtschaft könne nicht schaden. Als Maßnahmen bei Futterknappheit nannte Schuster eine Kombination mit Stroh, Gras- oder Luzernesilage, Hirse-GPS oder Nebenprodukten wie Melasse-schnitzeln, Kartoffelpresspülpe, Biertreber und Weizenkleie. Infrage komme auch eine Kombination mit Zwischenfrüchten wie Kleegras und Grünroggen.
Lupine spart Kraftfutter
Mit der Lupine stellte LKV-Ringberater Julian Bauer eine weitere Futteralternative für die Bullenmast vor. Die Pflanze verfüge über einen sehr hohen Energie- und Fettgehalt. Allerdings könne der Proteingehalt schwanken, so dass eine Untersuchung angeraten ist. Für das Schroten der Lupinenkörner sei außerdem eine geeignete Technik erforderlich. Aufgrund ihres hohen Energiegehalts lässt sich mit der Lupine viel Kraftfutter einsparen, versicherte Bauer. Weitere Vorteile der Lupine seien eine mögliche Steigerung der Mastleistung, die Gentechnik-Freiheit und ihre gute Einsetzbarkeit auch bei Kälbern. Auf seinem eigenen Betrieb konnte Bauer im vergangenen Jahr einen Lupinenertrag von 49,6 dt pro Hektar erzielen.
Abgeschlossen wurde der Schwäbische Bullenmästertag mit einem Vortrag von Bernhard Ahle von der Firma Haas Fertigbau GmbH über Baulösungen für die Bullenmast.